RUMÄNIEN
6.6.1. Rumänien 1
Mittlerweile sind wir schon einige Tage in Rumänien unterwegs und um es vorweg zu nehmen, abgesehen
von den schlechten Straßenverhältnissen, überwiegen die postiven Erlebnisse. Aber nun alles der Reihe
nach.
Ungarn haben wir über Debrecen verlassen und waren am 15.08.06 an der rumänischen Grenze. Junge,
freundliche Grenzer beschränkten ihre Kontrollen lediglich auf das Vorzeigen unserer Pässe. Die Neugier
jedoch trieb den Zöllner in unser Auto. Vom Fahrerhaus schaute er in den Wohnbereich und war völlig
überrascht und erschrocken als Blacky ihm mit seinen tiefschwarzen Augen anglotzte.
Offensichtlich fand er die Geschichte so witzig, daß er diese gleich an seine Kollegen weitergab. Großes
Gelächter allerseits. Lachend wurden wir in Rumänien empfangen. Einen besseren Einstieg konnten wir
uns nicht vorstellen.
An der Grenze wurde etwas Geld getauscht. Die neue Währung heißt hier mittlerweile Ron und man
bekommt für einen Euro 3.35 Ron, wobei ein Liter Diesel 3.47 Ron kostet. An diesem Abend sind wir
zum Übernachten über Ordea nach Bälle Felix, einem bekannten Kur- und Badeort gefahren.
Am nächsten Tag war Großeinkauf bei Selgros angesagt, einem Metro ähnlichen Großmarkt. Wir
bunkerten jede Menge Vorräte. Auffallend war das Riesenangebot, u.a. auch sehr viele westliche Produkte
und für Jürgen als Diabetiker war es auch möglich sämtliche Artikel diesbezüglich nachzukaufen.
Trotzdem kaufen wir natürlich immer wieder frisches Gemüse, wie z.B. Pilze, Paprika, etc. bei den
Frauen an der Straße.
Am frühen Nachmittag fuhren wir nach Oraso Uno, einem kleinen Ort und schliefen dort an einem
kleinen See. Das warmeWasser lud uns zum Schwimmen ein. Es war ein wunderschöner Platz, nur
unverständlich, daß jeder Besucher dort seinen Müll zurück läßt.
Bei bestem Wetter ging es am nächsten Tag weiter Richtung Osten auf der Nationalstraße 19, unmittelbar
an der ukrainischen Grenze entlang zu dem Ort Sapanta, der wegen seinem fröhlichen Friedhof weit über
die Landesgrenze hinaus bekannt ist. Hier hat nämlich der 1935 geborene und 1977 verstorbene
Holzschnitzer Ion Patras auf bemalten und beschrifteten Grabkreuen dem Tod seinen Schrecken zu
nehmen versucht. Seine Tradition wird auch heute noch weitergeführt.
Über Moisei ging es weiter nach Borsa, wo wir zwei Tage direkt vor einem Hotel auf einer Wiese
kostenlos übernachten konnten (inklusive Hoteltoilettenbenutzung). Zu dem Ort Moisei gibt es noch zu
sagen, daß 1944 die Ungarn 29 Bewohner töteten und anschließend das Dorf in Brand setzten.
In Borsa kaum angekommen wurden wir durch Gehupe und laute rumänische Musik auf eine Hochzeit
aufmerksam. Dieses Ereignis wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, zumal sich die Kirche
unmittlbar vor unserem Stellplatz befindet.
Mit einer unbeschreiblichen Herzlichkeit wurden auch wir von der Hochzeitsgesellschaft aufgenommen
und "abgefüllt".
Es floss reichlich Palinka, ein selbstgebrannter Pflaumenschnaps, schon vor und auch während der
Trauung. Kuchen und Bisquits wurden herumgereicht, auch der Pastor spuckte nicht ins Glas. Ehe wir uns
versahen, bekamen leicht strunzelig vom Pastor das Abendmahl. Während der Hochzeitszeremonie
lernten wir zwei sehr nette rumänische Ehepaare, die anschließend unsere Gäste vor unserem Wohnmobil
wurden, kennen.Wir erfuhren, daß das Gebiet um Borso ein wahres Hochzeitsparadies a la Las Vegas ist.
Hier finden ca. 350 Hochzeiten in 14 Tagen statt.
18.08.06
Trotz Brummschädel wurde Jürgen ins Rodnei Gebirge, einem herrlichen Wandergebiet, gescheucht. Die
Wege sind sehr schwierig zu laufen, sie sind ausgewaschen, extrem steil und voller Hindernisse. Wir
haben uns als geländegängige Großeltern bewiesen. Völlig durchschwitzt und mit brennenden Füßen
erreichten wir nachmittags unser Lager.
Wir setzten unsere Fahrt fort durch ein Tal Richtung Osten, auf der linken Seite das Maramuresch
Gebirge, rechte Hand das Rodnei Gebirge. Nach kurzer Zeit erreichten wir den 1414 m hohen Prislop
Pass, den wir nach einer kurzen Kaffeepause verließen. Unser heutiges Endziel sollten die Moldau -
Klöster sein, wovon wir zwei besuchen wollten. Von allen Klosterkirchen mit Außenfresken hat Kloster
Humor die ältesten Malereien. Obwohl die Fresken bald 500 Jahre alt sind, leuchten sie noch immer
erstaunlich frisch, in den für Humor typischen Rottönen. Geschäftstüchtige Nonnen sorgen für reißenden
Umsatz mit Rosenkränzen, Bildern von Mutter Maria und jegliche Art von Kreuzen. Selbst das
Fotografieren und Filmen ließen sie sich bezahlen. .
Gestaunt haben wir über die komfortable Unterkunft der Gottesdienerinnen und die Mutter Oberin ließ
sich in einem nagelneuen Mercedes durch die Stadt chauffieren. Es ist ein krasser Widerspruch zur Armut
mancher Menschen im Land
Mit gemischten Gefühlen verließen wir diesen Ort und fanden nach kurzer Suche einen wunderschönen
Stellplatz auf einer großen Wiese direkt an der Moldau, die wir auch zu einem Vollbad nutzten.
Der Abend endete am Lagerfeuer.
20.08.06
Ein Kloster, nämlich das Voronet, sollte noch besichtigt werden. Als "Sixtinische Kapelle" des Ostens
gepriesen, stellt dieses Kloster eines der schönsten Klosteranlagen der Moldau dar. In keinem anderen
Kloster an der Moldau sind die Außenfresken ausdrucksvoller und die Farben intensiver. Phaszinierend ist
die typische Farbe: das Blau von Voronet.
Auch hier die gleiche Geschäftstüchtigkeit der kirchlichen Diener. Es ist schon erstaunlich, daß auch hier
die Ärmsten der Armen ihre letzten Lei zusammenkratzen, um irgendeinen Kitsch zu kaufen.
Vor den Toren der Klöster gab es reichlich Verkaufsstände von den einheimischen Frauen, die ihre selbst
hergestellten Produkte, wie z.B. besickte Decken und Blusen, sowie auch bemalte Eier zum Verkauf
anboten. Auch kleine "Restaurants" mit Wohnzimmeratmosphäre haben sich um die Klöster etabliert.
Über Suceava setzten wir die Fahrt nach Bacau fort. Ab Butea glaubten wir uns auf einer mautpflichtigen
Autobahn zu befinden und ordentlich wie wir sind, wurde eine Vignette gekauft. Leute, das war ein
Erlebnis. Hier die kurze Schilderung: 3 Frauen in einer Tanke, keine konnte Deutsch, keine konnte
Englisch, ich kann kein Rumänisch. Mit Händen und Füßen erklärte ich unser Vorhaben, keine verstand
uns. Nach langem Palaber, Aufschreiben der Personalien aus dem Reisepass und der Daten aus dem
Fahrzeugbrief, kam endlich ein ca. 12 jähriger Junge zu Hilfe, der vielleicht in der 3. Klasse Englisch hat
und sich dementsprechend mit mir verständigen konnte. Letztendlich machte ich ihm unsere Route klar,
bezahlte umgerechnet ca. 5 Euro, hatte in der Tanke 45 Minuten verbracht und war stolz wie Oskar, alles
nun bestmöglichst erledigt zu haben. Weit gefehlt. Als wir auf der "Autobahn" ankamen, sahen wir,daß
hier Ochsenkarren und Fahrräder fuhren, sowie auch Menschen spazieren gingen. Die "Autobahn" stellte
sich als nicht kostenpflichtige Schnellstraße heraus. Die 5 Euro verbuchten wir als Spende an den
rumänischen Staat.
Während der Weiterfahrt durch herrliche Bergwelt stießen wir bedauerlicherweise auf einen Autounfall.
Zwei PKW`s sind Sekunden vor unserem Eintreffen zusammengestoßen. Die Verletzten lagen zum Teil
noch im Auto. In Sekundenschnelle entwickelte sich ein Chaos. Gaffer ließen ihre Autos irgendwo stehen,
blockierten die Straßen um ja nichts zu verpassen. Geholfen hat keiner und die Weiterfahrenden suchten
ihrendwo ihren Weg. Ungefähr 20 Minuten später kam uns die Polizei entgegen und es dauerte eine
weitere Viertelstunde bis uns der Rettungswagen begegnete. Als Schwerstverletzter hat man hier minimale
Chancen. Luftrettung, wie in Deutschland, gibt es hier nicht. Etwas nachdenklich und verärgert über
unsere mangelnden medizinischen Kenntnisse fuhren wir zunächst schweigend weiter und erreichten
gegen Abend Brasov (Kronstadt) in Transsilvanien (Siebenbürgen)
21.08.06.
Straigt ahead ging es auf einen Campingplatz (Camping Dirste) außerhalb der Stadt, da große Wäsche
angesagt war. Wir hofften auf dem Platz eine Waschmaschine vorzufinden und wurden tatsächlich nicht
enttäuscht. Dieser Platz ist bestens zu empfehlen, da er westeuropäischen Standard aufzuweisen hat.Hinzu
kommt, das der Platz ein gepflegtes Wiesengelände hat, welches eingebettet zwischen kleinen bewaldeten
Bergen liegt.
Transsilvanien ist durch Graf Dracula uns allen bekannt. Selbstverständlich mußten auch wir uns Castle
Bran, das berühmte Dracula Schloß, anschauen. Einige sagen, Graf Dracula hat hier gelebt, für die
Historiker ist allerdings klar: Vlad Tepes alias Dracula lernte Castle Bran bestenfalls für einige Stunden
als durchreisender Gefangener des ungarischen Königs Matthias Corvinos kennen.
Oberhalb eines idyllischen Tales auf einem Felsmassiv ruhend verleitet der Anblick des lieblichen
Schlosses eher zum Träumen als zum Gruseln. Das Schloß und der Ort Bran in Verbindung mit der
Bauernburg in Rasnov (Rosenau) ist eine Reise wert.
23.08.06
Heute stand auf dem Besuchsprogramm die Altstadt von Brasov, einer siebenbürgischen Großstadt.
Brasov ist einer der wichtigsten kulturellen und industriellen Zentren Rumäniens, sowie Wissenschafts-,
Verwaltungs- und Verkehrsmittelpunkt der Region. Sie ist aber auch Ausgangspunkt in das Wander- und
Skigebiet rund um Poiana Brasov und zu vielen altsächsischen Kirchenburgen. Wir konnten uns davon
überzeugen, daß Brasov eine aufwendig restaurierte Altstadt besitzt, in der das Leben pulsiert. Bei so viel
Charme verging die Zeit wie im Flug.